Schöne Landschaften tun uns gut.

Ein erfreuliches Landschaftserlebnis hatte ich dieses Jahr (2017) auf einer Wanderung dem Isorno entlang. Da zeigte sich, dass die in den vergangenen Jahren gemachten kleinen Bausünden korrigiert waren, und uns die Schönheit dieser Landschaft wieder ungestört verzaubern kann. 20 Jahre und die Welt im Kleinen wie im Grossen ist eine Andere. Was ich damals am Isorno, einem Zufluss der Melezza im Kanton Tessin, mit der grossen Kamera auf Platten bannte, stellt sich schon zehn Jahre später in mehrfacher Hinsicht als passé heraus. Die Welt ist schneller, rastloser, digitaler geworden. Diese analogen Fotos auf Filmplatten stammen aus einer Zeit der Photographie, als Photoshop noch nicht verbreitet war, als es Kratzer, Fusseln und Retouchen, mit von der Chemie geschwärzte Finger und Ringe unter den Augen (wegen Nächten im Labor) gab. Passé. Und sehr hohe Ansprüchen des Publikums an Schärfe und Tonwerte – leider auch nur noch für connaisseurs gültig. So sind die Fotos Erinnerungen an eine Zeit, als es noch Zeit gab. Zumindest Zeit, eine Stunde im Fluss zu stehen, bis das Licht stimmte – und das ist heute ebenso passé. Zeit sich auf ein Bild einzulassen und es aktiv anzuschauen und sich dazu Gedanken zu machen, auch anachronistisch. Und sogar die Landschaft hat sich verändert. Mit einer Linhof Master Technika 9x12cm mit Schneider Symmar 5.6/135mm, und einer TOYO Field 8×10“ mit Sinaron S 5.6/240mm fotografierte ich analog auf Kodak Tri-X Planfilm, scannte mit Flachbettscanner und printete ohne Retouchen mit Epson K3 Pigmenttinten auf Ilford Galerie Barytpapier. Solches Film- und Papiermaterial wird heutzutage nicht mehr hergestellt – leider auch passé. Bei diesen grossformatigen Bildern habe ich Negativrahmen und Scanmarken nicht beschnitten, ebenso alles Authentische wie Fasern, Fusseln und Staub ist vorhanden, um die Authentizität der analogen Technik zu belegen. Auch von der Aufnahmetechnik her, die noch stark vom Schaffen eines Ansel Adams oder Eliot Porter geprägt ist, legen die Bilder Zeugnis eines aussterbenden Kunsthandwerks ab. Geisterbilder einer vergangenen Zeit, vergangener Glaubenssätze, vergangener Mühsal im Feld und Labor und vergangener Technik, sowie vergangener Landschaft. Auch meine eigenen Ansprüche an die Fotografie sind nicht mehr dieselben. Damals war es für mich überaus faszinierend, etwas im Fluss der Zeit in aller Präzision und Schärfe festhalten zu können, einen Zwischenhalt einzulegen, speziell bei Portraits (s. 19|91 unter Portraits). Heute ist Fotografie für mich ein Ausdrucksmittel. Nicht mehr die Natur steht im Vordergrund, und auch nicht mehr das Anhalten- und Festhaltenwollen, vielmehr stehen heute Mechanismen, wie zB. Chaos und die Dynamik der Ordnung, die Veränderung, innere Konzepte, oder meine Suche nach Antworten und Mustern im Fokus.

Ein anderes Beispiel einer berührenden Landschaft ist für mich die Gegend um Cap Blanc Nez bei Calais, welche gegen Ende des zweiten Weltkriegs aufs heftigste bombardiert wurde. An diesem Ort war damals die Lindemann-Batterie stationiert, eine der deutschen Riesenkanonen mit der Dover und feindliche Schiffe auf dem Kanal beschossen wurden. Die Bombentrichter des Bombardements haben eine stark skulptierte Landschaft wie auf einem Golfball in Nahaufnahme hinterlassen; aber 70 Jahre später strotzt diese Landschaft vor neuem Leben. Wo Menschen vor kurzem so schrecklich wüteten, hat sich die Natur ihr Recht mit artenreicher Vegetation, starker Hasen- und Reptilienpopulation und artenreicher Vogelpopulation zurückgeholt.

Auf Grund meiner Ausbildung als Biologe fühle ich mich in vielen Gegenden der Erde daheim, weil ich viele Pflanzen und Tiere kenne. Wanderungen auf den griechischen Inseln, gepaart mit anregenden kulturellen Erlebnissen, sind unvergessliche Erinnerungen.

Gerne würde ich auch Gruppen oder Einzelpersonen Fotokurse im Rahmen einer botanischen Führung auf den Mittelmeerinseln, in der Toscana, und in den Schweizer Alpen anbieten.

Wenn Sie sich für eine solche Horizonterweiterung interessieren, dann würde ich mich über Ihre Kontaktnahme sehr freuen.

Isorno, 21. April 2017, 150x160cm

 

 

Mieserenstock und Flaeschenspitz von Richisau