Presse

Bericht über „Heilende Bilder“ unter: alzheimer.ch

Lagunenhimmel, goldgesäumt

Christoph Egger, NZZ Kulturredaktion

Weich bricht sich das Blau der sanft heranrollenden Wellen. Dort, wo sich der Wellenkamm zu einzelnen Tropfen von Auripigment aufsplittert, schimmert es golden hervor, ein Widerschein der zartgelb angestrahlten Wolken über der Horizontlinie, während im Wellental des Bildvordergrunds das Blau zwischen tiefstem Ultramarin, Kobalt und Indigo spielt. Doch dann ist das Wasser plötzlich gefroren, schichtet sich das Blau zu kleinen Plättchen auf, und wir können nicht mehr umhin, die schwarzen Punkte und Rechtecke in der Bildmitte als das zuzulassen, was sie sind: Öffnungen, Löcher im schönen Schein der Naturillusion. Und so sind denn auch der von hellen Lichtmomenten durchzogene graue Himmel eines sich ankündigenden Unwetters über schwarzem Hügelzug, die silbrig schimmernden weichen Flächen einer glazialen Schwemmebene, die braunen Sandformationen, bei denen die Luftaufnahme die elegante Linie einer fast schnurgeraden Strasse offenbart – so sind sie denn alle nur makroskopische Spiegelungen einer Phantasie, die hinter dem technisch-industriell gefertigten Produkt jene Freiräume der Vorstellungskraft entdecken will, die ihr eine Werbung einst vielleicht verheissen hat. In andern Aufnahmen aus dem automobilen Leichenschauhaus tritt die Realität nackt zutage. Unmissverständlich das L des unglücklichen Lernfahrers, zum Schmuckstück zersplittert und oxidiert, aber immer noch erkennbar der geborstene Aussenspiegel. Doch dann, plötzlich, eine fleischfarbene Protuberanz, eine geradezu organisch anmutende gemaserte Masse, die unwillkürlich an ein verstümmeltes menschliches Körperteil denken lässt und so die fatale Union zwischen Gefährt und Lenker zum Ausdruck bringen zu wollen scheint. Vom Metall der Karosserie mit den verheissungsvoll glänzenden Farben und seinen wollüstig sich dehnenden und unvermittelt zerberstenden Formen bis zu ihrem Bild haben wir in diesen Aufnahmen nicht nur die Verschmelzung von abgebildetem Gegenstand und Trägermedium. Wir erleben zugleich einen Rückgriff in die Frühzeit des Fotografierens: Nicht nur, dass Rudolf Freys heutige «Ferrotypien» wie einst die Daguerreotypien zur Betrachtung den idealen Winkel erfordern. Unvergleichlich gewaltiger in den Abmessungen und sehr viel gewichtiger als jene, sind auch sie allesamt Unikate und lassen so das einst industriell gefertigte Massenprodukt Auto in der Kunst aufgehen.

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Pressemitteilung

Ruedi Frey Linear2 – Bilder

Vernissage: Freitag, 30. März 2012, 17-20 Uhr

18 Uhr: Einführung durch Rebecca Gericke, Kunsthistorikerin

Ausstellung: 31. März bis 22. April 2012

Öffnungszeiten: Mi bis Fr 17-19 Uhr, Sa und So 14-17 Uhr (Künstler während Öffnungszeiten anwesend)

Finissage: Samstag, 22. April 2012, 14-17 Uhr

 

 

 

 

Rebecca Gericke

Der Zürcher Fotograf Ruedi Frey zeigt in der Galerie im Höchhuus in Küsnacht eine Auswahl seiner fotografischen Arbeiten. Die Ausstellung mit dem Titel Linear2 gibt Einblicke in die Natur, genauer in die Strukturen, die ihr zugrunde liegen. Die grossen Formate der Fotografien lassen Freys hohes künstlerisches und technisches Können eindrucksvoll erleben.

Freys Fotografien zeigen Naturformationen wie Wälder, Dickichte, Steine oder Wellenlinien auf Wasseroberflächen. Sein derzeitiges Hauptmotiv ist der Wald, wobei er insbesondere die Baumstämme zum bildbestimmenden Thema entwickelte. Unzählige parallele Stämme verdichten sich zu ornamentalen Strukturen und die vielfältigen Rindensorten mit ihren spezifischen Farbwerten und Maserungen verleihen jedem Bild seine eigene Stimmung.

Frey fotografiert zwar in der Landschaft, schafft aber bewusst keine topografischen Ansichten. Die Natur dient ihm als Form- und Farbreservoir für seine strukturalen Kompositionen. Die grossen Formate seiner Fotografien ermöglichen ein intensives Bilderlebnis. So saugen die Waldstücke den Betrachter regelrecht auf, gleichzeitig verstellt ihm die Phalanx der Stämme jedoch den Weitblick. Dieser Widerspruch verleiht den Werken Spannung und charakterisiert Freys Gedankengänge: Sowohl in seinem früheren Beruf als Biologe und Forscher als auch heute als Künstler sinniert er über die menschliche Wahrnehmungsfähigkeit und erkennt immer wieder, dass dieser Grenzen gesetzt sind.

Motivisch und gestalterisch zeigt Freys Oeuvre Nähe zur Düsseldorfer Fotoschule, die in den Achziger Jahren um Bernd Becher ihren Anfang nahm. Typisch sind die grossen Formate, das serielle Dokumentieren von Zivilisation und Natur sowie die optische Schärfe. Insbesondere im letzten Punkt jedoch geht Frey eigene Wege: Durch die Mischung analoger und digitaler Fototechnik erzeugt er bisweilen eine gewollte Unschärfe, welche die Fotografien aus der Nähe betrachtet wie Malerei erscheinen lassen. Statt dokumentarischer Kühle strahlen sie poetische Sinnlichkeit und malerische Wärme aus. Rebecca Gericke, Kunsthistorikerin

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Kulör Pix
Ansichten einer erfundenen Botanik
Pressecommuniquée
Ausstellung von R. Frey-Durisch, Fotograf
in der Kulturschiene Herrliberg
vom 19.-22. August 2010
Vernissage am Donnerstag, 19. August, 19-21 Uhr

In der Kulturschiene Herrliberg direkt beim Bahnhof Herrliberg-Feldmeilen stellt in der letzten Sommerferienwoche ein sonst publikumsscheuer Fotograf kurzfristig seine neusten Arbeiten aus. Zu sehen sind klein- und grossformatige Farb- und Schwarzweissansichten einer imaginierten, möglichen Natur. Zweifellos fotografisch in der Technik, eindeutig malerisch in der Methodik, wissen seine konstruierten oder „erfundenen“ Aufnahmen von Gebüsch und Wald zutiefst zu verunsichern. Nichts ist mehr wie es war, denn: war, was man sah, wirklich je so, wie man meinte es gesehen zu haben?
Wenn Gebüsch plötzlich leicht wie ein Schmetterling als Farbfleck in der Luft schwebt, steht man ungläubig, aber wenn man sich mitten in einem nächtlichen Gebüsch wiederfindet, und es leuchten einem rundherum etwas wie Leuchtkäfer oder kleine Lampions den Weg durchs Gebüsch, so versinkt man in einer Flut eigener Bilder.
Zur Person
Nach erfolgreicher Geschäftstätigkeit im Hightech-Bereich machte der promovierte Botaniker Ruedi Frey-Durisch 2007 seine Passion, das Fotografieren, in dem er sich seit 20 Jahren bei verschiedenen Fotografen weiterbildete, zum Beruf. In seiner Suche nach neuen Sichtweisen der Natur entwickelte er seitdem eine ungebremste Produktivität. Als Naturaufnahmen kann man seine Bilder nicht bezeichnen, schon eher als Aufnahmen einer möglichen Natur.

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Aargauer Zeitung 13. Mai 2011

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Pasted Graphic 1
Waidsicht Januar 2011